Ereignisreiche Tage im Regenwald am Rio Napo

27 04 2012

Frühmorgens um halb 8 ging es los mit dem Auto von Tena nach Misahualli. Da gerade Nebensaison in Ecuador ist, waren wir die einzigen auf der Tour. Unser Guide für die nächsten drei Tage ist ein Indigena der Kichwa, der in Tena lebt.

Von Misahualli ging es dann per Boot zuerst zu einer Kichwa Community. Der Besuch dort war zwar sehr touristisch, aber auch ganz interessant. Es wurde uns gezeigt, wie Chitcha (das Amazonas-“Bier”) hergestellt wird. Die Basis ist die Yuca Wurzel, die zerstampft wird, dann mit Wasser vermischt wird und dann gärt, so dass Alkohol entsteht. Das Ergebnis konnten wir dann auch kosten. Schmeckt so lala, aber Janine schmeckt es zumindest schonmal besser als Bier Zwinkerndes Smiley. Anschließend wurde ein traditioneller Tanz vorgeführt und man konnte dann an einer Schamanen-Zeremonie teilnehmen. Das war aber der totale Reinfall. Der Schamane scharwenzelte eine halbe Minute um einen rum, blies einem dabei den Rauch einer normalen Zigarette (nicht sehr “traditionell”) ins Gesicht und sang etwas auf Kichwa. Fauler Zauber, würden wir sagen…

DSCN3061Weiter ging es den Rio Napo hinunter zu einer Familie, die am Fluss Gold wäscht. Ja, hier gibt es tatsächlich Gold im Rio Napo! Die Familie zeigte es uns auch, indem sie etwas Fluss-Schlamm in einer Holzschale wusch. Mit einem speziellen Verfahren blieb dann am Ende wirklich etwas Goldstaub übrig, was man nur leider auf den Fotos nicht so richtig erkennen kann. Um da aber wirklich richtig was zusammen zu bekommen, muss man laaaaange waschen.

Dann kamen wir in unserer rustikalen Dschungellodge direkt am Fluss an. Strom gibt’s hier nur von 18:00-22:00h, wenn der Generator angeworfen wird, und Fenster gibt’s auch keine, nur Fliegengitter. Man schläft also richtig mittendrin in der Natur und schlummert abends mit (ganz schön lauten) Dschungelgeräuschen ein, natürlich sicher unter dem Moskitonetz.

Am Nachmittag machten wir dann noch eine drei-stündige Tour durch den Regenwald. Zuallererst bekamen wir mit roter Farbe, die aus einer speziellen Frucht genommen wurde, ein Muster ins Gesicht gemalt. So bezeugen die Indigenas ihren Respekt vor der DSCN3093Natur. Sie bemalen sich immer, bevor sie in den Regenwald gehen. Wir sahen zwar leider nicht so viele Tiere wie in Costa Rica, aber dafür erklärte uns unser Guide sehr viel über das Leben im Regenwald, was sehr interessant war. Der Wald gibt den Urvölkern eigentlich alles, was man braucht. Es gibt einen Baum, aus dem strömt eine rote Flüssigkeit (fast blutähnlich). Diese kann man leicht dosiert bei Magenproblemen einnehmen, man kann mit ihr die Zähne putzen, wenn man sie schnell auf der Haut reibt, wird sie weiß und wirkt wie Sonnencreme! Sie wirkt außerdem antiallergisch, so dass sie auch gut bei Mückenstichen ist. Beim späteren nachgooglen entdeckten wir, dass diese Flüssigkeit genannt Sangre de Drago (Drachenblut) sogar bei Amazon erhältlich ist… unglaublich. Ihr müsst also gar nicht in den Regenwald, um das zu testen Zwinkerndes Smiley. Die Urvölker brauchen auch keinen chemischen Moskitoschutz. Dafür sind die Termiten da. Man hält einfach seine Hand in ein Termitennest (die beißen nicht und sind auch nicht giftig), so dass ein paar der Termiten auf den Arm laufen. Anschließend verreibt man die Termiten auf dem Arm, was dann eine leicht rote Paste wird und die Moskitos fern hält. Goodbye Chemiekeule! Zwinkerndes Smiley Aus einem anderen Baum kommt eine weiße Flüssigkeit, die eine Art natürliches Antibiotikum ist und bei Wunden hilft. Also man sieht: alles da! Smiley

Abends ging es dann nochmal auf eine halbstündige Nachtwanderung. Wir sahen zwei Schlangen, darunter das Highlight des Tages: eine Boa Constrictor.

Diese sieht man so selten, dass nach Rückkehr in die Lodge alle total heiß darauf waren, unser Foto zu sehen. Eine ganze französische Reisegruppe, die kurz vor uns die Nachtwanderung gemacht hatte, scharte sich um Marcel, um einen Blick auf das Foto zu werfen. Es war aber noch eine sehr kleine Boa, sie war ca. 1m. Später werden sie noch viel größer.

Am nächsten Morgen liefen wir nochmal 4 Stunden durch den Regenwald, vorbei an einer kleinen Familie, die mitten im Dschungel Ananas anpflanzt und Marmelade daraus macht (die wir auch kosten durften), über zwei seeeehr wacklige Hängebrücken und dann auf einen Aussichtsberg. Dabei ging es teilweise wirklich mitten durch den Dschungel, kein Weg mehr in Sicht.  Der Guide schnitt sich richtig mit der Machete durch das dichte Gebüsch. Für Janine schon etwas too much, da es auch sehr steil hoch und runter ging, man sich eigentlich nirgendwo festhalten darf, da man nie weiß, ob dort nicht was giftiges lauert und es später dann brütend heiß wurde. Marcel war jedoch begeistert, da er immer schonmal mit der Machete durch den Dschungel wollte wie Indiana Jones… Smiley mit geöffnetem Mund.

Der Nachmittag war dann schon wieder eher nach Janines Geschmack, da wir Schokolade selbst herstellten. Im Regenwald hatten wir schon gesehen, wie die Kakaofrucht am Baum aussieht. Wir durften auch eine öffnen. In der Kakaofrucht sind die Kakaobohnen noch von einer weißen Hülle umschlossen. Diese kann man lutschen und essen (schmeckt ähnlich wie Litschi, auch von der Konsistenz her ist es ähnlich). Das Innere (die Kakaobohne) muss dann ein paar Tage in der Sonne trocknen, bevor sie verwendet werden können. Die Bohnen müssen dann geröstet werden, dann von einer weiteren Schale befreit werden. Dann kommt erst die wirkliche Kakaobohne zum Vorschein. Diese werden dann mit Hilfe von zwei Steinen zerstampft zu feinem Kakao, wie wir ihn dann aus dem Supermarkt kennen. Puh, das war ganz schön viel Arbeit und unsere Ausbeute war dann nur ein kleines Schälchen voll Kakao. Anschließend wurde der Kakao in einem Topf mit Milch und Zucker aufgekocht. Anschließend hatte man flüssige Schokolade, die wir direkt so mit ein paar Früchten verspeisten. Soooo lecker!

Am letzten Tag besuchten wir noch das amaZOOnico, eine Tierauffangstation, die von einem Schweizer Ehepaar vor 20 Jahren gegründet wurde. Die Station wird komplett von Spenden finanziert und dort arbeiten nur Volontäre für einige Wochen. Dorthin kommen z.B. Jungtiere, deren Mutter erschossen wurde oder Tiere, die illegal als Haustiere gehalten wurde. Z.B. ist es verboten, Tukane oder Ozelote als Haustier zu halten. Diese Tiere sind nach kurzer Zeit aber schon so an Menschen gewöhnt, dass sie nicht mehr ausgewildert werden können und im amaZOOnico dann wenigstens artgerecht gehalten werden.

Als letztes besuchten wir dann noch ein Kichwa (Ureinwohner) Museum, wo verschiedene traditionelle Fallen ausgestellt waren, mit denen die Kichwa kleine Tiere fingen. Zudem konnte man sich im Blasrohrschießen üben, was allerdings recht schwierig war.

Nach diesen vollgestopften drei Tagen waren wir dann auch etwas platt und freuten uns schon auf unser vorab gebuchtes Hotel in Misahualli mit Pool! Leider war das Hotel dann der totale Reinfall. Das Gelände und der Pool waren zwar sehr schön, die Betten jedoch so ungemütlich, dass man kaum schlafen konnte. Es war lediglich eine dünne Schaumstoffmatte auf Holz und das beim mit Abstand teuersten Hotel bisher. Die Krönung war, dass wir am nächsten Morgen kein Wasser im Zimmer hatten und der französische Besitzer nur mit dem Schultern zuckte und nichts tat, um dem Abhilfe zu schaffen. Wir hatten dann die Schnauze voll und verließen das Hotel wieder. Schade, da wurde wohl nichts aus unserem Pooltag Erzürnt. Nun sind wir wieder in Tena in dem Hostal Limoncocha, wo wir vorher schon waren. Morgen geht’s dann wieder hoch in die Anden auf 2700m nach Riobamba.

Nichtsdestotrotz waren die letzten drei Tag superspannend und die Erfahrung im Regenwald echt toll!! Hier noch ein kleines Video von unseren Dschungelerlebnissen Smiley


Nochmals Grüße aus Tena,

Janine & Marcel



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2 Antworten zu “Ereignisreiche Tage im Regenwald am Rio Napo”

  • Jens sagt:

    Hallo ihr Zwei,

    so die ersten zwei Wochen sind rum und wie fühlt sich es an „frwi“ zu sein?? Hoffe euch gefällt es noch 🙂
    Wünsche euch noch viel Spaß in Südamerika, bei mir geht der Flieger in ein paar Stunden nach Indonesien, also in eine total andere und für mich neue Kultur!
    Liebe Grüße aus Sydney
    Jens

  • weltentdecker sagt:

    Hallo Jens,
    alles super bei uns. Frei sein fühlt sich gut an 🙂 Morgen geht’s nach Cuenca.
    Viel Spaß in Asien!

    Liebe Grüße aus Riobamba,
    Janine & Marcel

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